Intel hat offenbar seit letztes Jahr Pläne, den ATX-Standard abzulösen. Bislang blieb das recht unbeachtet, doch dieses Jahr soll es bei Volumenherstellern losgehen: ATX12VO heißt der Neue.
Intel will offenbar 2020 einen neuen Netzteilstandard einführen. Bisher wurde das Thema recht wenig beachtet, aber es gibt zu den Plänen schon länger Unterlagen bei Intel und laut einem Bericht von Custom PC soll die Änderung dieses Jahr kommen. ATX12VO ist die Bezeichnung des neuen Standards und ihm wird nachgesagt, die größte Änderung seit 1995 zu sein, als der Wechsel von AT zu ATX stattfand.
Allerdings kommt der Standard dieses Jahr laut dem Bericht erst einmal nur für System Builder, also Komplettsystemanbieter. Man darf es ein bisschen so sehen wie den BTX-Standard, falls sich jemand noch erinnert. Der wurde eigentlich auch nur für Komplettsysteme verwendet und konnte sich am freien Markt nicht wirklich durchsetzen. Das kann auch der ATX12VO-Plattform passieren, muss aber nicht.
12 Volt Only!
Die nennenswerte Änderung steckt im O für "12 Volt Only". Die Netzteile werden also nur noch 12 Volt Spannung ausgeben - 3,3 und 5 Volt entfallen ersatzlos. Und wenn das Netzteil dies nicht bereitstellt, muss es das Mainboard tun. Die Hersteller der Hauptplatinen sind also dann in der Verantwortung, die nach wie vor benötigten 3,3 und 5 Volt zu liefern; was entsprechende Infrastruktur auf dem Mainboard erfordert, die Platz wegnimmt, Mehrkosten verursacht und angesichts der heute nachgefragten Stromstärken durchaus umfangreich werden können.
Entsprechend der Änderung ändern sich am Mainboard der Stecker für den bislang mit 24 Pins (20+4) versehenen ATX-Anschluss. Der ist dann künftig nur noch mit 10 Pins ausgestattet. Und gleichzeitig entfällt der EPS-Stecker - das ist der 8-Pin-Stecker (4+4) mit 12-Volt-Versorgung, der für gewöhnlich in der Nähe der CPU eingesteckt wird. Zeitgleich entfällt auch die VSB-Stand-by-Versorgung unterhalb von 12 Volt.
Wozu 3,3 und 5 Volt?
Mainboard-Hersteller müssen eine Spannungswandlung auf 3,3 Volt für u.a. M.2-Module wie SSDs und WLAN-Kärtchen sowie 5 Volt für u.a. USB und SATA-Geräte verbauen. Einzelne Geräte brauchen meist keine riesigen Stromstärken, aber die Werte addieren sich: Schon ein USB-3.0-Anschluss liefert laut Spezifikation 900 mA oder 4,5 W und wenn dann auch noch USB Power Delivery ins Spiel kommt, wird es spannend. Weiteres Beispiel: Eine typische Festplatte will heute zum Spin-Up gerne etwas um 2 Ampere sehen.
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Das alles dürfte auch der Grund sein, warum der neue Standard erst einmal nur wie BTX im Handel mit großen Volumen kommt. Man wird zu Beginn wohl viele Office-Rechner so ausgestattet sehen, wo der Wechsel auch durchaus Vorteile haben wird. Bei Intel wird man sich an das Thema BTX sicher noch gut erinnern und ähnliche Fehler vermeiden wollen. In der Gesamtbetrachtung will man so die Effizienz verbessern und die Kosten senken. Das würde aber auch voraussetzen, dass Netzteile günstiger werden, während Mainboard-Preise vermutlich etwas anziehen.
Der Vorstoß bietet natürlich langfristig gedacht auch Chancen, indem man sich von 3,3 und 5 Volt in der Grundversorgung ganz ablöst. Natürlich zieht das einen recht langen Rattenschwanz an Änderungen bei Geräten nach sich, die sich im Bedarfsfall selbst die Spannung wandeln müssen, und man verabschiedet sich auch von der langen Kompatibilitätsliste. Das braucht Zeit, weshalb solche Änderungen selten sind und ATX bereits über 20 Jahre am Markt ist - mit leichten Modifikationen.
Quelle: Intel (1, 2), via Custom PC, Reddit, PCGH